"Kinder keine kleinen Erwachsenen"

 

 

Oberbürgermeister Manfred Dunst (links) brachte den Vorsitzenden Ursula Kitzinger (Mitte) und Monika Klüppel Glückwünsche und ein Geschenk zum 40-jährigen Jubiläum des Kinderschutzbundes Calw mit. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Von Annette Selter-Gehring

Calw. "Gemeinsam für die Zukunft aller Kinder" lautet das Motto des Kinderschutzbundes, dem sich der Kreisverband Calw seit seiner Gründung 1970 verschrieben hat.Das 40-jährige Bestehen, das mit einer Festveranstaltung im Haus Schüz in Calw und einem Tag der offenen Tür in den Räumlichkeiten des Kinderschutzbundes in der Nonnengasse 2 gefeiert wurde, war Anlass auf Geleistetes zurückzublicken und zukünftige Aufgaben in den Fokus zu nehmen.

"Die Zukunft aller Kinder liegt uns am Herzen, unabhängig von Glaube und Herkunft", so Monika Klüppel, die gemeinsam mit Ursula Kitzinger dem Kreisverband vorsteht. Ein Schwerpunkt sei 1970 die Integration von ausländischen Kindern, damals in erster Linie der Italiener, gewesen. "Das Ziel ist heute noch dasselbe, aber wir haben mehr Nationalitäten", so Klüppel.

Im Laufe von vier Jahrzehnten entstand ein breites Spektrum an Angeboten. Norbert Weiser, Leiter der Abteilung Jugend, Soziales und Schulen am Landratsamt, sagte: "Was der Kinderschutzbund leistet, ist nicht mit Geld aufzuwiegen." Die Organisation nehme mit ihren haupt- und ehrenamtlich Tätigen wichtige gesellschaftliche Aufgaben wahr, die vom staatlichen Träger und dem Jugendamt nicht zu leisten wären.

Die Stadt Calw weiß das Engagement des Kinderschutzbundes nicht nur zu schätzen, sondern unterstützt dieses immer wieder finanziell, so Oberbürgermeister Manfred Dunst. Im derzeitigen Ausbau und der Umstrukturierung der Kleinkindbetreuung sei der Kinderschutzbund ein wichtiger Ansprechpartner.

Klüppel und Kitzinger gaben einen Rückblick auf die Entwicklung des Kinderschutzbundes in Calw, der heute 105 Mitglieder zählt und fünf hauptamtliche pädagogische Mitarbeiter, einen Zivildienstleistenden und eine hauswirtschaftliche Kraft beschäftigt sowie auf die Unterstützung vieler Ehrenamtlicher bauen kann. Es wurde eine Kleiderkammer eingerichtet und es entstand die Spielstube. Neben Mutter-Kind-Gruppen und Spielnachmittagen war 1992 die Einrichtung der Tagesgruppe in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt ein Meilenstein. Der begleitete Umgang für Kinder mit in Trennung lebenden Elternteilen, Kursangebote für Eltern, Spiel- und Lerntreffs folgten. Neue Wege wurden in Kooperation mit der Seeäckerschule in Stammheim mit einer sozialen Gruppe beschritten.

Räumlich veränderte sich der Kinderschutzbund mit seinem wachsenden Angebot und verstärkter Nachfrage immer wieder. 2002 wurde das heutige Domizil in der Nonnengasse bezogen. Vor einem halben Jahr eröffnete die Kleiderkammer den Laden "Rock und Blus’" in der Altburger Straße.

Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind, ging in seinem Festvortrag auf die UN-Kinderrechtskonvention ein, die 1989 verabschiedet und 1992 von Deutschland ratifiziert wurde. "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", so Maywald. Kinderrechte seien Menschenrechte für Kinder. Er forderte einen Paradigmenwechsel in der Umsetzung von Kinderrechten, weg von der elterlichen Fürsorge, hin zur elterlichen Verantwortung.

(Quelle: Schwarzwälder Bote, 15.11.2010)